debakel am dixi
Ich bin wieder zurück aus dem norden und komme endlich mal dazu den 23.04.2006 etwas ausführlicher in wort und schrift zu fassen.
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Zunächst aber noch zum abend vorher.
Entgegen dem ein oder anderen früheren Marathon gönne ich mir an diesem Abend nur ein Bier und schau mir nicht wie sonst den ganzen sondern nur die erste Runde des Boxkampfes an. (Man muß wissen, daß fast immer am Tag vor einem meiner Marathons ein Boxkampf ist. Ich weiß auch nicht warum ?:-)
Ok, also kurz nach 23 Uhr in die Koje, ohrenstöpsel rein und gepennt. Obwohl ich in der Nacht ein-, zweimal das gegröhle der Schanzenbesucher durch Schallschutzfenster und Ohrenstöpsel höre, wache ich um ca. 6:15 ohne wecker auf. Nicht gerade in Aufstehlaune, aber auch nicht mehr richtig müde.
Ich schlürfe an der verwunderten Haushündin vorbei in die Küche und setze Kaffee auf. Mein zeug habe ich natürlich am Abend vorher alles hingelegt, sodaß ich nur noch die
scheuerempfindlichen stellen mit creme und pflaster behandeln muß und meine Klamotten anziehe. zwischendurch schmeiße ich zwei toast in den toaster und schenke mir kaffee ein.
Dann setze ich mich mit kaffee, toast, honig, einer Banane und mit einer 0,75 Trinkbuddel an den Tisch, surf noch ein bißchen und nehme das Frühstück ein. Danach nochmal alles checken, Toilette. Alles läuft perfekt. Um 7:30 spazier ich richtung Start los, höre MP3s über Handy und verspeiße mit weiteren Schlücken aus der Trinkflasche einen Powerbarriegel Kokos, den ich auch schon auf der MTB-Transalp letztes Jahr des öfteren gegessen habe. Ich komme an, schau mich noch ein bißchen um und entschliese mich für folgende kombination:
8:15 umziehen, Kleiderbeutelabgabe
8:20 einlaufen auf dem Messegelände
8:38 ich geb mir noch ein powergel mit Flüssigkeit, bewährt vom GS-Bacher Halbmarathon
8:40 in den startblock.
es sind noch nicht viele im block. deshalb stelle ich mich zum kucken ganz vorne hin. von hier aus sind es nur 20-30m bis zur startlinie. ich versuche vergeblich rolf aldag zu finden, der eigentlich in dem kleinen Block vor mir sein müßte, beobachte den start der handbiker und sehe danach wie die Profis die startposition einnehmen. 8:55 ich begebe mich weiter nach hinten, da vorne in meinem Block die 2:45 läufer sind und die will ich nicht behindern.
8:59 der Startmoderator spielt "let me entertain you" von Robbie Williams.
9:00 Peng! Es geht los. Ein geiles Gefühl. Ich fühl mich gut.
18 sek später laufe ich über die Startlinie. Das Tempo läuft sofort konstant, im gegensatz zu hinteren Regionen, wo es immer zu stop and go kommt.
es läuft gut auf den ersten zehn kilometern. Die Schnitte sind zwar unterschiedlich, was an dem profil liegt und evtl auch schlechten km-marken, aber im gesamt-schnitt genau im grünen bereich 4:15. der schnitt läuft sich leichter als im training, ist aber auch nicht ohne.
Was stört, ist das der kokosriegel vor allem dann grüß gott sagt, wenn ich wasser trinke. Naja, wird schon werden.
km 13 im Magen fängt es zu Grummeln an und ein leichtes ziehen im selben macht sich bemerkbar. Die "Grüß Gotts" werden immer intensiver und unangenehmer.
km 16 ich laufe in der unterführung vor dem HBF weiterhin genau im soll. der magen hat sich wieder etwas beruhigt ich fühl mich wieder super.
km 17 hier wartet pesönliche verpflegung, die ich aber nicht annehme, da ich noch sechs squezzeys am Gürtel hab und mir im moment eigentlich nur nach wasser ist.
km 18-21,1 ich laufe hinter "ilka" ein gutes, kostantes Tempo. Der halbe geht bei 1:29:43 durch. Besser geht's nedd. Wenn ich noch was übrig hab kann ich es auf den letzten kms ausspielen. Aber zunächst muß ich mich einem anderen Problem widmen.
km 22 Die Magen-Probleme sind größer geworden. Ich enstcheide mich für eine Dixibesuch. Ich male mir aus, daß ich mir das mit dem kleinen Polster erlauben kann und den Rest wieder rauslaufe, zumal die Magenprobleme danach hoffentlich weg sind. nach dem Dixibesuch geht es mir besser und ich kann boden gut machen. habe "ilka" nach 2-3km wieder im Blickfeld. Muskulär ist es bis dato ok.
km 26 der Verdauungsappart macht schon wieder auf blöd, ich entscheide mich für einen zweiten besuch, da es läuferisch ganz gut geht. wieder erleichtert, läuft sichs wieder besser, aber bei km 28 erneut schmerzen.
So, Christoph, was kannst Du machen? beißen! Das geht weg!
Km 29 es wird immer schlimmer. eine konzentration auf das laufen ist schwer möglich, da ich mich auf den Verschluß meiner Körperöffnungen konzentrieren muß. Ich habe kaum noch möglichkeiten, zumal ich auch noch keine Nahrung zu mir genommen habe. die Zeit rennt davon. Ich versuch es mit einem Squeezy, vielleicht hat der Magen zu wenig. Das Squezzy wirkt, aber genau in die andere Richtung. Die schmerzen werden noch schlimmer. Mein Traum wird zur seifenblase. ich versuche sie mit dem Ring einzufangen.
Km 30 ein dritter dixibesuch. Ich lauf wieder los und bekomme gleich eine hackenserie auf den magen zelebriert. dieser besuch brachte nicht einmal für 100 m erholung. jeder geruch einer zuschauer-zigarette, -grills oder einer Pommesbude ist wie eine Magenspiegelung bei tempo 14. Ich kann nicht mehr. Mein wille zebricht, die Seifenblase platzt. Ich gebe mein Ziel auf. :-((
km 30 - 42 ich hangel mich von Dixi zu Dixi also ca. alle 2km. die zweite persönliche Verpflegung nehme ich auch nicht an. Ich muß stellenweise gehen, da schmerz und druck so groß sind.
Ich wünsche mir ein schwarzes kreppband, mit dem ich meinen Vornamen auf der Startnummer abkleben kann, da mich immer wieder leute anfeuern und mut machen, aber es geht nicht! Ich kann leider nicht jedem mein schicksal erklären. Ich will nur noch schluss machen damit, aber es gibt für mich nur einen weg damit schluß zu machen. das ZIEL, und das ist unendlich weit weg! letzendlich schaffe ich es doch noch. Im ziel hohl ich kleider- und Verpflegungsbeutel und setze mich in eine Ecke um auf die Vierstündler zu warten. Obwohl ich mich komplett eingekleidet habe schüttelt es mich vor kälte bei ca. 15°C. Ich entscheide das ich in mein Domizil gehe. Hole mir noch zwei Heiße tees und laufe los.
12:50 Ich telefoniere mit meinem Bruder. als ich ihm das Geschehen, schilder wird mir das disaster richtig bewußt. Meine stime stockt und ich muß gegen Emotionen ankämpfen.
Das erste mal negative in meiner sportlichen Laufbahn.
Mit meiner Medaille um den Hals Laufe ich bedröppelt richtung schanze. den Stand mit den Finisher t-shirts in der Messe lasse ich diesmal links liegen.
Auf halben weg werd ich von meinem Kumpel mit dem radel abgefangen. wir tauschen. er geht. ich fahr bedröppelt fahrrad. in der wohnung schicke ich noch ein paar smsn, hohle mir noch aufmunternte worte am telefon ab und schalte dann das Telefon aus. Ich pack mich in meinen Dicken schlafsack und penne erst einmal 1,5 Stunden auf der couch.
Das tat richtig gut. Ich bekomme wieder bessere Laune. Bei einem Bier und mit meinen Belohnungsuntensilien stelle ich meinem Freund die Rennsituation zu anfang dar.Wir schauen Lüttich-Bastogne-Lüttich. ich tippe natürlich auf den falschen. Mein Freund tippt den richtigen sieger. Egal!
Es gab auch positives:
Mein zweiter Halbmarathon unter 1:30.
Ein Supergeniales Publikum, vor allem an den Landungsbrücken. Wahnsinn!
Lecker Spargel.
Nette Leute abends am Gänsemarkt und morgens im Alex beim Frühstücken.
Die metereologischen Vorraussetzungen waren nicht zu toppen.
Eine Schöne Hafenrundfahrt u.a. zur "freedom of the seas" (dem größten Fleischdampfer der welt).
"regeneratives" Trampolinspringen mit dem Patenkind und seinen zwei Brüdern am Tag danach *aua* ;-)
Und ... eine Anmeldung für den Würzburg Marathon am 14.05.2006
Da ich ja im prinzip "nur" knapp 30 km im Wettkampftempo gelaufen bin, müßte das einigermaßen passen. Es ist sicher knapp aber ich binn schon einmal Berlin und München innerhalb von zwei Wochen gelaufen. ging auch.
Bei dem Satz "... Muskulär alles im grünen Bereich. Fühl mich wie nach nem langen Trainingslauf." vom Post am Sonntag, muß ich gestehen, daß eher der Wunsch der Vater des Gedankens war ;-)) Die Beine spür ich schon mehr als bei nem langen Trainingslauf, aber nicht so arg wie nach Nürnberg oder Frankfurt.
Ich hab heute meinen neuen Laufschuhen in 23 Minuten den Wöhrder See gezeigt.
Am anfang wollten die Beine noch nicht so richtig joggen, aber dann gings.
So, daß wars erstmal.
Ich möchte mich noch mal bei allen ganz herzlich bedanken, die an mich geglaubt/gedacht haben, und mir die Daumen gedrückt haben.
Das nächste mal werde ich mich nicht so mit Carbos vollstopfen.
So long
b-l-a-u
3 Kommentare:
also wir geben dir auch eine 2 chance. wenn würzburg unter 3 klappt gibt es das sushi ;-)
habe eben deinen bericht verschlungen. und es freut mich, das du deinen mut heute schon wieder gefunden hast.
Erst mal RESPEKT, dass Du nicht aufgegeben hast - und unter DEN Umständen ist das ja wohl noch ne Hammerzeit... ander hätten sich da umd das Finisher Shirt geschlagen ;-))). Das mit den Magen/Darm Probs hab ich auch manchmal und kann nicht sagen warum - das passiert mir sogar mal auf der 10 km Heimstrecke...*grumbl*... ehrlich gesagt ist das mein größter "Horror", das ich von Dixi zu Dixi flüchten muß...Ich konnte in Deinem Bericht schon mal richtig mitleiden *AUA...*. Aber meine Taktik vor kleinen Wettläufen ist - am Tag davor ess ich einfach nicht mehr so viel.(Hilft aber auch nicht immer)...gute Erholung !!!
schöner Bericht!
Und behalte deinen Käpfergeist das nächste Mal klappt es!
Hatte auch mal Magenprobleme beim Stadtlauf auf das Isozeugs…
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