Dienstag, 27. März 2007

Malle Wunden lecken - 10

Der Tag fing rot an...
Leider haben wir den Blick vom Balkon auf die Bucht von Alcúdia durch einen großen Baum versperrt, aber der Sonnenaufgang war auch durch diesen Baum fantastisch anzusehen. Langsam und zischend erhob sich eine äußerst rote Sonne aus dem Meer. Eigentlich kein gutes Zeichen, zumindest sagt man immer, daß das Wetter schlecht wird und oft galt dieses Zeichen auch für eine blutige Schlacht.
Ganz so schlimm begann der Tag dann nicht. Nach dem Frühstück war ich ziemlich früh im Radkeller. Eigentlich um meine neue Ketten nochmal zu schmieren, aber gleich mußte ich feststellen, daß ich einen Platten Hinterreifen habe. Ok. Rad raus. Mantel und schlauch runter. neuen schlauch anblasen. blässt durch. Ok, schrott! Radschuhe aus und nochmal mit Socken in den dritten Stock sprinten. Zwei Schläuche mitgenommen. Runter. Standpumpe erkämpfen und montieren. Der Vorsprung ist dahin. Gemütliches schnacken vor dem Losrollen - Fehlanzeige.
9.58 bin ich fertig. 10.00 Abfahrt. 130-140 km Schnitt 26-28.
Immerhin fühlen sich die Beine gut an. Wir sind acht Leute und Rollen Richtung Petra (ein Ort ;-). Heute ist richtig wechseln angesagt. Jedes Päärchen fährt 5-10km im Wind. In Llucmajor ca. km 70 verabschieden sich zwei Leute. Über Santanyi und Felanitx wieder gen Norden. Nach Petra (der Ort!) steht nochmal eine ziemlich hohe welle an. Und die Pros, die Guten und die möchte gern Pros liefern sich ein Duell den Hügel hinauf. Ich fahre mein Tempo und bin mir meiner Gnade eigentlich sicher, daß sie oben auf mich warten, da ich auch einiges mit im Wind gefahren bin. Nix is. Als ich oben über die Kuppe komm hasste ich Ihnen mit 40-50 Sachen hinterher, komme aber nicht ran. Wie ich später erfahre wurde das Gefecht bergab gnadenlos weiter geführt. Kurz vor der "Tankstelle" (ein markanter Wegpunkt auf den RR-Strecken) gebe ich mein Versuch auf, dort noch hin zu kommen und erhole mich in einer Gruppe. Ich bin das erste Mal abgehängt worden :-(
Bei der Tanke (km 136) hole ich mir eine Cola, um mit etwas Power die letzten knapp 20 km heimzufahren. Cola in die Flasche und los! 100 m vor mir biegt eine 3er Gruppe in einen kleinen Anstieg ein, der auf meinem Nachhauseweg liegt. Da fahr ich mit! Und kämpfe mich ran. Zu meiner Überraschung muß ich feststellen, daß ich zwei Leute kenne. Es sind die beiden Jungs die in Llucmajor abgebogen sind. Der dritte ist ein Athlet mit Zeitfahrrad - das Zugpferd. mit 40-50 Sachen blocken wir gen Ziel. Kurz vor Can Picafort befinde ich mich an zweiter Stelle. Es geht leicht bergab.
Wir steuern auf die erste Ampel zu.
Grün!
42,9 km/h.
Von der rechten Seite schlendert ein ca. 13 Jahre alter Junge mit Skateboard auf den 20cm Hohen Bordstein der Hauptrasse zu. Er spielt mit dem Skateboard. Ich denke mir "Junge, pass blos auf das Skateboard auf!" Er passt darauf auf und betritt den Bordstein.
15 m zu dem Jungen.
Er schaut nach rechts (!) und bleibt stehen.
Ok alles klar" denke ich mir.
Ich bin ca. 30 cm hinter meinem Vordermann. 42,6 km/h.
Der Junge macht einen Schritt auf die Fahrbahn und ich bekomme dabei einen halben Herzkasper. Erst bei dem zweiten Schritt bekomme ich ein lautes "HEEEEYYYYY" heraus. Er schaut in unsere Richtung, aber macht den entscheidenden Schritt zuviel.
Mein Vordermann kann nicht ausweichen und bleibt mit der rechten Schulter an ihm hängen. Der Junge fällt und schlittert über die Fahrbahn. Das Skateboar fliegt in hohem Bogen davon und schlägt genau zwischen zwei Autos ein*.
Mein Vordermann kann sich erstaunlicherweise noch fangen.
Ich nicht! Beim Ausweichen begebe ich mich in die Horizontale. Auch ich schlitter auf den 20 cm Hohen Bordstein zu. Mein Hintermann schlägt mit voller Wucht in mich ein. Zwei Fahräder Rollen über mich weg. Wir kommen zum Stillstand.
Pause! Ich lieg da und steh auf. Welche Verletzungen ich habe ist mir im ersten Moment nicht bewußt und interessiert mich nicht. Wir kümmern uns um den Jungen. Er liegt dort und weint. Immerhin weint er. Anscheinend kommt er direkt aus dem Haus an der Ampel und die Mutter hat den Unfall wahrscheinlich vom Balkon aus gesehen. Er steht auf, weint kann aber laufen und sprechen. Vermutlich Verwandte deuten uns das den Umständen entsprechend alles i.O. ist. Wir kümmern uns um uns. Zuerts mal die Räder von der Straße. Mein rechter Ellbogen ist dick. Ein fetter Bluterguß bahnt sich den weg. Meine Schienbeine brennen. Andreas hat einen Cut auf der Nase und sein rechtes Knie schaut ziemlich bös aus. Beide Lenker sind verstellt. Ich habe einen leichten Achter, Andreas einen größeren. Irgendwo ist noch meine linke Ferse eingeschlagen und die linke Schuplatte hats auch teilweise zerissen. Keine Ahnung wie was wann passiert ist. Wie es mir wiklich geht, werde ich morgen früh sehen. Insgesamt können wir aber echt von Glück sprechen, daß uns da nicht mehr passiert ist.
Mit knapp 43 Km/h langmachen ist kein Spaß. Aber einmal ist immer das erste mal.

Hier noch ein Bild aus meiner Software wo man den Sturz ganz gut sieht.
links unten sind die Cursorwerte --> 42,6 km/h.
Puhh, Danke lieber Gott, daß da nicht mehr passiert ist.

So gute Nacht.
Ich muß jetzt regenerieren.

b-l-a-u :-)
*glücklichdaßersogutdavongekommenist*

*keine Ahnung warum, aber das habe ich registriert

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