Quelle Challenge 2008 – Flip im Regen - Teil II
dies ist die Fortsetzung von Teil I
Siebenuhrfünfundzwanzig- Meine Arme durchwühlen das Wasser des RMD-Kanals und ich passiere das angedaute Frühstück eines Mitstreiters. Irgendwo hier hat er es nach einem kräftigem Schluck Kanalwasser von sich gegeben - so wurde mir später berichtet.
Nun, Eisenmänner schwimmen halt nicht in Milch und Honig und da ich einer werden will, fühle, rieche und schmecke ich nichts von alle dem.
Ich wühle weiter. Gefühlte 50% meines Gewühles setze ich in Vortrieb um. Der Rest steht der Umwälzung des Wassers und der Verwindung des Körpers zur Verfügung. Ein erbärmlicher Wirkungsgrad, aber auch ein ungeheures Verbesserungspotential.
Immerhin erspare ich mir im Kanal die schwere Orientierungsarbeit, da man bei jedem Atemzug den Kanalrand im Visier hat. Außerdem habe ich mir einen orangenen Brustschwimmer rausgesucht. Er schwimmt mein Tempo und ich kann mich prima an ihm orientieren. Langsam nähern wir uns der ersten Wendeboje. Kurz vorher holt mich die erste Tunte ein. Schaut aber gar nicht tuntig aus und ich blicke im 5sek-Takt neidisch auf den entschwindenden Neopren. Bevor ich die Boje erreicht habe, überschwimmen mich weitere Athleten der Pink-Panther-Fraktion. Die Peilung zu meinem brustschwimmenden Kollegen habe ich dadurch verloren und kämpfe mich nach ca. 1,5 km alleine um die südliche Boje.
Der erste Happen ist geschluckt! Meine Taktik ist, jede Disziplin in vier Teilziele zu splitten.
Südl. Wendeboje, Höhe Schwimmausstieg, Nördl. Wendeboje, Ausstieg.
Das sind die Schwimmziele. Eigentlich wollte ich jedem Teilstück noch einen Namen oder Motto geben. Kämpfen für Freunde, Familie und Bekannte! Mit dem Merken war das kurzfristig aber leider nicht so einfach, so dass ich mich meist nur von Nummer zu Nummer vorkämpfe.
Kurz nach der Boje finde ich meinen Freund, den Brustschwimmer, wieder. "Ziehen, Drücken, spitzer Ellebogen und long boats are running faster." Ich konzentriere mich auf Technik. Es geht Richtung Schwimmausstieg und eine lila Badekappe überholt mich. "Der hat sich wohl verschwommen. Mist! Das ist schon einer aus der Post-Pink-Panther Truppe."
„Dranhängen!“, „Späßle g’macht“ … meine Gedanken.
Die Kanalbrücke ist jetzt nicht mehr weit weg.
Im Kanal um mich herum eine ausgeschüttet m&m Packung. Lila, Pink, Grün, blau und ein, zwei orangene Murmeln. Mittlerweile ist der Badekappenmix nicht mehr zu überblicken. Außer die weiße Badekappe! Eine Kappe aus der Gruppe vor mir, an der ich delphingleich vorbei gleite. Sie ist eindeutig mein erstes Opfer. Ich bin ein Kannibale! Keine Gefangenen!
Die nördliche Wendeboje rückt nun näher und ich blicke sehnsüchtig zum Schwimmausstieg auf der andern Seite. Zweite Schwimmetappe erreicht. Aber wieso spritzt das Wasser eigentlich jedes Mal so, wenn ich zum Atmen über die Oberfläche blicke? Liegt es an den wühlenden Athleten oder am Regen? Ich konzentriere mich darauf festzustellen ob und wie stark es regnet. Nach 43 Atemzügen komme ich zu dem Schluss, dass es wieder richtig runterschifft. Fische können bald in der Luft schwimmen - so schaut es aus. Und während ich mit der Wetteranalyse beschäftigt bin, erreiche ich schon mein drittes Ziel.
„Rum um die Boje! Jetzt geht’s nach hause, Ironman!“ Rein gefühlsmäßig bin ich schon ein Ironman. Die steigende Erdanziehung im Kanal und der immer größer werdende Widerstand des Wassers lassen mich dies vermuten. "Noch mal konzentrieren! Hacke, Spitze, hoch den Ellebogen. Wo ist das Wasser? Hol es Dir! Drück es weg!" Ich komme näher und habe null Ahnung wie lange ich schon im Wasser bin. Vor dem Ausstieg wird es noch mal eng. Da gibt’s noch mal hier nen Fuß auf die Schnauze und dort nen Arm auf den Kopf. Verteilen tu ich aber auch. Eine Miniboje noch. Und Rum! Da vorne sind schon die helfenden Arme der DLRG. Zack und raus. "I’m Phönix! Los geht’s." Brille hoch! Land gewinnen! "Was steht Ihr da so rum? Weg da, ich will mich umziehen!"
Rechts stehen viele Zuschauer. Das Wasser fällt von ihren Schirmen.
Die Niagaraschirme!! Gesehen beim Rother Schwimmausstieg!
Mein Bruder schreit, ich winke, laufe und habe es nicht schwer meinen Beutel zu finden. Es ist einer der letzten, wenn nicht sogar DER letzte, aus meiner Startgruppe. Auf dem Weg zum Zelt entledige ich mich der Hälfte des Neos. Was ist denn hier los? Man kommt da ja kaum durch vor lauter Leuten. Ich tank mich trotzdem durch. Am Ende des Zelts ziehe ich den Rest des Neos aus. Darunter habe ich meinen Einteiler. Socken und Radschuhe an. Dazu gibt’s die Startnummer, ein Kopftuch, ne Windweste und ein paar Ärmlinge. Das Einpacken übernimmt die nette Dame. Mir fällt ein, dass ich noch gar nicht meine Zeit nachgeschaut habe. Ich drücke ab und es steht eine 1:29 irgendwas auf dem Display. "Wow, wunderbar, ich bin zufrieden." Mit Platz 1878 von 2050 kein Podestplatz, aber ich bin stolz und renne in den Park Fermé. Am Rad noch den Helm auf und den Hobel aus der Wechselzone schieben.
Piep! Mein Wechsel dauerte vier Minuten und 26 Sekunden.
Die Wasserradspiele können beginnen!
…
... FORTSETZUNG
2 Kommentare:
liest sich sehr gut, so gut das der nächste teil hoffentlich nicht so lange auf sich warten lässt :-)
coffee
Ich sitze hier und schmunzle über Deine Gedanken während des Schwimmens und Deine Phantasie - Wasserradspiele,usw... jetzt weiß ich was ich vermisst habe: Deine Post's!
Bin schon gespannt auf die nächste Disziplin :-)
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