Dienstag, 8. August 2006

Ich kauf das letzte Baguette ... Folge 3

Fortsetzung der Frankreichberichte eins und zwei.

Freitag 21.7.2006:
Die Tour ist weiter gezogen. Heute steht eine nicht so spannende Etappe an. Grund genug für uns selbst mal wieder die Grenzen auszuloten. Mein Bruder und ich beschließen auf den Col du Galibier zu fahren. Mit 2645m Höhe das Dach der diesjährigen Tour und der fünfthöchste Pass der Alpen, der mit dem Rennrad befahrbar ist. Hin und zurück sind es knapp 120 km und gut über 2000 Höhenmeter. Eigentlich würde ich gerne noch ein "paar" Kilometer dranhängen....
Jedes Jahr im Juli gibt es einen Radmarathon genau in diesem Gebiet namens La Marmotte. Er führt über den Col de la Croix de Fer, den Col du Telegraphe und den Col du Galibier hinauf nach Alpe d'Huez. 174 km und 5000 Höhenmeter. Ein Radmarathon, der in einer Reihe steht mit dem Ötztaler Radmarathon und dem Maratona delle Dolomiti. Die Früchte hängen damit sehr hoch, mein Traum ist es einen Teil dieser Strecke zu fahren. Wir fahren die Strecke in entgegen gesetzter Richtung. Um den Traum einigermaßen realistisch zu gestalten will ich mir den Schlußanstieg nach Alpe d'Huez und somit ca. 20 km und gute 1000 Höhenmeter sparen. Ich werde entscheiden, wenn wir auf dem Galibier sind. Immerhin haben meine Beine den Lauf von gestern noch zu verkraften. Wir machen uns um 09.00 auf den Weg und fahren dieselbe Strecke, die die Profis zwei Tage zuvor gefahren sind. Ca. 5km nach Bourg d'Oisans fängt die Steigung an. Hat man seinen Tritt gefunden geht es kurz wieder bergab. Danach geht es aber unaufhaltsam 35km bergauf. Vorbei an der Auffahrt nach Les Deux Alpes. Auf 2058m passiert man den Col du Lautaret.

Mein Bruder, der mit sage und schreibe 200 Trainingskilometer am Urlaubsstart war, zeigt das er ein Rundfahrertyp ist, denn jeden Tag beißt er sich heftiger an meinem Hinterrad fest. Heute ist es soweit. 3km Nach dem Col du Lautaret lass ich abreisen, teils aus Vernunft, aber auch weil ich nicht den Druck auf die Pedale bekomme. Hier zeigt sich mal wieder, daß Ausdauersport über Jahre hinweg trainiert werden muß, aber auch nicht nur kurzlebig in den Mukkis bleibt. Sie müßen nur entsprechend aufgeweckt werden.
Vorbei am Gipfeltunnel und am Denkmal des Tour de France Gründers komme ich ca. 5 Minuten nach meinem Bruder am Pass an. Wir habe wieder sehr viel Glück mit dem Wetter.

Die Sicht ist gut und der Ausblick ist wie die Auffahrt, atemraubend. Ich verspeise meine Silberlinge und habe mich eigentlich schon entschlossen, das ich das Abenteuer wagen werde. Nach 15 Minuten "Gipfel"-Glück verabschieden wir uns. Mein Bruder fährt nach Süden ab, von wo wir gekommen sind. Ich stürze mich nach Norden in die Serpentinen Richtung Valloire. Nach dieser Senke geht es noch einmal kurz hinauf auf den Col du Telegraphe (1566m).

Danach führt eine Serpentinen-reiche Abfahrt in den Ort St. Michel-de-Maurienne. Jetzt bin ich im Arc-Tal. Eine monströse Bergkette trennt mich von meinem "Heimattal". Es gibt kein zurück. Die 1600 Hm auf den Col de la Croix de Fer muß ich jetzt noch auf mich nehmen. Zunächst versuche ich aber das Tal nach St. Jean-de-Maurienne runterzurollen. Dies gelingt mir aber nur bedingt, da es unheimlich windig ist und ich sehr viel treten muß. In dem Ort verpflege ich mich erst einmal. Wasser und ein Schokoriegel. Dann geht's weiter. Die Auschilderung ist bescheiden, da Schilder abgeklebt sind und irgendwelche Umleitungszeichnen drauf sind. Englisch spricht hier leider auch keiner mehr. Ich fahre los, kann ja nur bergauf gehen. nach 100 Hm frage ich lieber noch mal nach und erfahre das ich gerade nach la Toussouire fahre, dem Etappen ziel von vor zwei Tagen. Scheiß! Zurück und noch mal genau geschaut. Ahhh da: -> "Col de la Croix de Fer" hier bin ich richtig. Irgendwie kommt mir das nach 10 km auch spanisch vor und ich merke beim vergleichen der Strassennummern, daß ich mich auf dem Weg zum Col du Mollard befinde. Irgendwas hatten unsere Campingnachbarn von einer Umleitung gesagt, aber das man noch einen Berg fahren muß, wußte ich nicht. Kacke! Es bleibt mir nichts anderes übrig. Das schlimmste ist, das ich nicht weiß was mich beim Col du Mollard erwartet. Aus der Karte ist die Höhe der Abfahrt zurück auf die Passstraße zum CdF nicht ersichtlich. Bei der Touretappe sind sie ihn auch gefahren. Da war es ein 2er, d.h. schätzungsweise nochmal 500 Hm drauf. Ach du Kacke. Moralisch bin ich am Ende 120 km und 2500hm habe ich schon in den Beinen und jetzt das. Ich trete in dem tristen Wald auf einer schlechten, engen Strasse, wo mir hauptsächlich LKWs entgegenkommen und seniere über Taxis, Übernachtungsgelegenheiten in St. Jean-de-Maurienne, mögliche Busfahrpläne, Abholung durch die Campingnachbarn und barfuß zu Schieben. Die Zeit habe ich noch nicht ausgereizt, aber es wird knapper. Ich rechne mit einer Gipfelankunft auf dem CdF um 19.00. Und schon bin ich bei meiner Lieblingsbeschäftigung, wenn ich mich vom Schmerz und moralischen Tief ablenken will. Rechnen! Ich Stoppe die Zeiten, die ich für je 100Hm brauche. Ich beschäftige mich selbst. Ziel ist nur noch der Col du Mollard. Was danach kommt interessiert erstmal nicht. Und schwups bin ich in einem wunderschönen Ort namens Albiez-le-Vieux. Dort gibt es, wie in allen Orten, eine Brunnen mit "Eau Potable".

Hier erfrische ich mich und kommuniziere mit einem französischen Rennradfahrer. Ich will wissen, auf welcher Höhe man nach der Abfahrt wieder auf die Passstrasse kommt. Wir versuchen uns zu verständigen, in dem wir Zahlen mit dem nassen Finger auf den Brunnenrand malen, aber wir kommen zu keinem Ergebnis, das mich befriedigt. Trotzdem eine nette Begegnung. Der Col du Mollard (1638m) liegt praktisch im Ort.

Nach einem Colfoto mit Selbstauslöser und 10 Minuten Abfahrt bin ich im Bilde. Auf der Kreuzung, die an einer Felswand hängt, zeigt mein Tacho 1243 Hm, also 400 Hm mehr.

Der letzte Aufstieg beginnt. 800 Hm bis zum Col de la Croix de Fer. Auch diese schaffe ich nach dem ich mich noc hmal in St. Sorlin d'Arves mit Cola, Kitkat und Wasser versorgt habe.


Vor 19 Uhr erklimme ich den Col de la Croix de Fer (2067m) und lasse mich von zwei älteren Damen, die mir respektvoll Beifall spenden, fotografieren. Ich schreibe eine SMS an meinen Bruder und will mich aber jetzt auch nicht mehr lange aufhalten. Ich ziehe meine Windjacke an und begebe mich auf die Abfahrt, auf welcher ich zwei Tage zuvor fast den Polizisten umgemäht hätte. Gott sei Dank kenne ich die zwei Gegenanstiege der Abfahrt und habe mich schon seelisch darauf eingestellt. So kann ich auch diese noch mit der Euphorie des "bald-geschafft-haben", erklimmen. Auf der Abfahrt riskiere ich nichts mehr. Lieber ein paarmal zuviel gebremst, als wegen Unkonzentriertheit und Kraftmangel noch Tapete an Felswand oder Strasse zu lassen. Um kurz vor 20 Uhr laufe ich überglücklich wieder auf unserem Campingplatz ein.

178,1 km und 4290 Höhenmeter. Das war meine persönlich Königsetappe.


Die Elektolyte müßen natürlich schnell wieder aufgefüllt werden. Zum Essen gibt es lecker Pfannkuchen vom Mittag, die ich gleich in mich reinstopfe und als Abschlussessen einen ALDI-Linseneintopf. Hört sich zwar scheiße an war aber saugut.

Das war Frankreich. Wieder ein tolles Erlebnis. Und es stand gott sei dank nicht nur die Tour im Mittelpunkt.
So! Saugute Nacht.

b-l-a-u

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Montag, 7. August 2006

Ich kauf mir ein Baguette ... Folge 2

Dies ist die Fortsetzung des Berichts von unserem Frankreichurlaub.

Am Mittwoch bestimmte wieder die Tour de France unser Tagesgeschehen. Es steht die 16. Etappe an. Start ist in Bourg d'Oisans (BdO), 8 km von unserem Campingplatz entfernt. Sie führt über den Col du Galibier, über den Col du Glandon, auf den Col de la Croix de Fer, Col du Mollard zur Bergankunft nach la Toussouire. Am Ende des Tages sind sich alle Experten einig, daß es die Etappe ist, an der Floyd Landis aufgrund eines 10 Minuten Rückstands die TdF 06 verliert.
Heute sind wir schlauer. Er hat sie auf der Etappe danach verloren.

Um 9.00 Uhr machen wir uns mit dem Velo auf den Weg nach BdO um das Einschreiben der Fahrer zu beobachten. Die Strecke im Ort ist schon abgesperrt und am Strassenrand ist es durch die Absperungen sehr eng. Gut das wir anderes Schuhwerk dabei haben. Wir schließen die Räder am Ortsrand an und laufen zum Fahrerdorf, wo auch die Bühne zum Einschreiben aufgebaut ist. Unglaublich ist der französische Sprecher, den man auch immer im Hintergrund der Übertragungen brabbeln hört. Er redet ohne Unterbrechung die Stunde in der wir auf dem Platz stehen. Wir sehen Eric Zabel, Robbie McEwen, Cadel Evens und viele andere. 5 Meter neben uns steht plötzlich Richard Virenque an einem Promotionstand.


Ich mache noch ein Foto und wir begeben uns Richtung Räder. Auf dem Weg dorthin kriegen wir etwas mit wie die zich offiziellen roten und blauen Autos, sowie die Mottoradkameras und -fotografen starten. Auch der Schwarze Nummernboy, der immer die Tafeln mit den Abständen hochhält fährt vor uns los. Es kennt jeder jeden. Ein großes Hallo zwischen allen Beteiligten. Kurz darauf fährt das Feld neutralisiert an uns vorbei. Etwas später Jens Voigte. Der hat wohl etwas getrödelt.


Wir schwingen uns auf unsere Velos und starten unser Rennen. Während die Profis "außenrum" fast zwei HC Berge fahren, wollen wir einen 1er fahren. Den Col du Glandon. Dort kommen sie vorbei auf dem Weg zum Col de la Croix de Fer.

Kurz vor dem Glandon sehen wir die Werbekarawane von weitem vorbeirauschen.

Noch ein Foto am See.

Wir sind rechtzeitig da und haben sogar noch Zeit uns bei einem Wohnmobil über den aktuellen Stand zu informieren und ein schönes Plätzchen an einem Hang rauszusuchen. Rasmussen kommmt zuerst. Dann irgendwann Leipheimer und das Favoritenfeld. Das Peloton und die Grupettos feuern wir im Spalier an. Wahnsinns Stimmung auf 1924m.



Es kommen noch ein paar Nachzügler. Im Anschluß beschließen wir auf den Col de la Croix de Fer zu fahren, um noch ein Bild mit dem HC-Schild zu machen. Nach der Etappe ist absolutes Chaos. Fußgänger, Autos, Radler. Nach 45 min haben wir die 100Hm zum Pass absolviert, aber unglaublich ... Absperrungen, Werbung und Schilder der Bergwertung sind schon abgebaut. Hallo, hier ist vor 45 Min die TdF vorbeigefahren!??
Wir schauen, daß wir zwischen den hunderten von Leuten ein Col-Foto machen können.


Naja, haben wir schon bessere gesehen ;-)

Wir fahren nach Hause bzw. versuchen es. Verkehrschaos auf 2000 Meter Höhe. Die französichen Polizisten Pfeifen sich die Lunge aus dem Hals um zu bemerken, das sie keine Chance haben. Mit dem Rad geht es einigermaßen. Vom Glandon runter hat mein Bruder eine bessere Lücke erwischt. Ich gebe Gas um aufzuschliesen. Vor mir baut sich ein Polizist auf, der gerade zwei verknäulte, wegversperrende Wohnimmobilien wieder mobil machen will.

Wir kommen zu dritt. Er macht auf Ampelmännchen und streckt beider Arme zur Seite. Dabei pfeift er um sein Leben. Ich bremse. Alles blockiert, aber der Polizist kommt scheinbar ungebremst auf mich zu. Keine Chance. Bremsen auf. Kopf auf den Lenker und mit 30 km/h unter dem rechten Arm vorbeihuschen. Puhh, das ging gerade so gut. Die weitere Abfahrt macht riesen Spaß. Der Tacho zeigt am Ende 80,5 km und 1880 Höhenmeter, da der Weg auf den Glandon mit ein paar kleine, aber teilweise giftigen Gegenanstiegen gespickt ist.
Abends schlemmen wir bei Pasta mit Meeresfrüchten und natürlich einigen Weißbier.

Donnerstag:

Für heute haben wir uns einen Radruhetag auferlegt. Dennoch kribbelt es mir in den Beinen und ich beschliese eine weiter Traumverwirklichung anzugreifen.
Nach einem knappen Frühstück aus zwei Marmeladen Croissants schwing ich mich um kurz nach neun mit Laufschuhen und ein paar squeezy aufs Radel und fahre nach Bourg d'Oisans. Hier ist die Offizielle Zeitmesslinie für den AdH-Aufstieg mein Ziel und zu meiner Verwunderung liegen dort auch Zeitmessmatten. Daneben steht eine Gruppe mit CSC Trikots. Wieder eine Firmenveranstaltung. Ich schließe mein Fahrrad an den Pfosten, der normalerweise das Bergwertungstransparent hält, erleichtere mich noch kurz, starte meinen Mp3-Player (Billy Talent), drücke Start auf meiner Uhr, kassiere ungläubige CSC-Blicke und laufe los. Ich will den Mythos mit dem Turnschuh erobern.

Länge: 13,8 km
Höhenunterschied: 1060 m
Mittlere Steigung: 7,9%
Maximale Steigung: 14%

Die ersten 500m sind noch flach. Dann geht es los. Ich laufe auf der rechten Seite, da hier die langsamen Bergaufautos fahren. In den unteren Kehren läuft sich's überhaupt nicht schön, da viel Abgase und Bremsstaub in der Luft liegt. Mit zunehmender Höhe wird die Luft frischer und es läuft sich gut. Kurze Schritte.


Es sind nur noch ein paar Velos unterwegs. Witzig ist, das manche auch nicht viel schneller sind. Ein älterer Herr hat ungefähr meine Geschwindigkeit. Da kann man sich auch festbeißen. Manchmal sackt er durch und ich gehe vorbei, aber in den etwas flachern Kehren fährt er wieder einen Vorsprung raus. Irgendwie ist es auch ein ganz anderes Gefühl hoch zu laufen, als zu fahren. In Kehre 7, der Kehre der Holländer, gibt's eine Quelle. Hier fülle ich kurz meine Wasserflasche auf. Es geht weiter und läuft sich prima.


Es macht richtig Spaß. Ein paar CSC-Fahrer überholen mich. Das "Rennen" wurde scheinbar gestartet. Als ich nach AdH reinlaufe, sehe ich das sie Ihre Ziellinie gar nicht auf dem offiziellen Zielstrich haben sondern ca. 1,5 km davor. "Freunde der Sonne, so nicht Ihr Flachmaaten! Zu Hause erzählen ich hab's in ... geschafft ;-))"
Mir egal. Mit denen will ich es mir nicht verderben, da ich darauf spekuliere mit eine Teamwagen, die auch zwischenzeitlich Verpflegungsstellen eingerichtet hatten, wieder runterzufahren. Den Opa habe ich übrigens in Kehre 3 endgültig abgehängt. Ich lauf die restlichen Kilometer auf der offiziellen Strecke. Am Zielstrich zeigt meine Uhr Brutto (mit Wasser holen) 1:41:45 an. Geil!
Der Opa kommt auch kurz darauf an. Ich halte meine Hand zum abklatschen hin. Er grinst und haut drauf. Danach begebe mich wieder ins Zentrum AdHs. Im Supermarkt kaufe ich mir ein Baguette, Putenbrustaufschnitt, Wasser und 1l kalte Milch. Mit meiner Brotzeit geselle ich mich zu den CSClern, die die Bänke um den Trinkwasser-Brunner in Beschlag genommen haben. Der Liter Milch verschwindet schnell und auch das Baguette verpufft in den weiten meines leeren Magens.
Den Weg runter will ich nicht per Pedes machen, da das zu arg auf die Gelenke geht, aber leider bleiben meine Bemühungen mit einem CSC-Taxi zu fahren erfolglos.
Ich trampe also und ein junger Franzose nimmt mich in einer Karre mit, die sowas von verrostet ist, das mir schon ein bißchen mulmig ist. Der Gurt geht nicht, ich soll ihn aber hinhalten wegen den "Cops" ;-) Gesagt getan. Ich schau ob ich das Ding vielleicht irgendwo festknoten kann. Der Typ ist aber echt nett. Spricht relativ gut englisch und fährt sehr human die Kehren runter. Wir unterhalten uns über die WM und meinen Berglauf. ER fragt mich sogar ob er rauchen darf. Ich willige natürlich ein. Der Bremsstaub von Vorhin waren zehn Packungen wahrscheinlich. Er fährt nur bis Huez d'Oisans auf halber Höhe. Hier trampe ich weiter und komme mit einem französischen AdH-Urlauber mit, der für seine Kinder im Font Fahrräder im Tal kaufen will. Auch sehr nett und englischsprechend. Unten angekommen, schwing ich mich aufs Radel und fahr zurück zum Campingplatz. 13,8km und 1060 Höhenmeter notiere ich unter Laufen in mein Trainingsbuch. Nochmal würde ich es aber nicht machen, da einfach zu viel Verkehr war. Um einen Berglauf zu machen gibt es sicher schönere Strecken. Aber was tut man nicht alles für den Mythos. Den Rest des Tages lassen wir uns vor dem Fernseher durch Floyd Landis' Hussarenritt blenden.
Das Abendessen war wieder Spitze, aber ich weiß nicht mehr genau wases gab. Reis mit Putencurry glaub ich. Auf jeden Fall sehr lecker von meinem Bruder zubereitet. Ich trinke noch ein Bier und gehe um 23.30 in die Koje, um vom nächsten Tag zu träumen, da ich mir hier wieder etwas Besonderes vorgenommen habe....

Apropos Koje. Folge 3 folgt.

Gute Nacht.
b-l-a-u

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Sonntag, 6. August 2006

"Kurzbericht" vom Mitteltriathlon

Erlangen 9.15 Uhr: Es stehen an:
2 km Schwimmen, 80 km Rad und 20,3 km Laufen.
Mein Vater und mein Bruder inkl. Sohnemann auf der einen Seite der Erlanger Schleuse, Dani, Dag und Stefan auf der anderen. Treue Anfeuerer. Danke!
5, 4, 3, 2, 1, peng! 100m bin ich geschwommen und meine das ich in dem Gewühle gleich absauf.
Rythmus gleich null - ich japse nach Luft.
Nachdem ein Großteil des Feldes an mir vorbei gezogen (oder geboxt?) ist, finde ich meinen Rythmus und kraule vor mich hin.
Ca. 45 min steht auf meiner Uhr als ich aus dem Wasser komm....
50 min war mein Ziel. Und das ohne Krämpfe! Ich bin sehr zufrieden. Neo aus. Das Wetter ist mittlerweile besser geworden, was heißt, daß es nicht mehr regnet. Die Ärmlinge und das vorsorgliche Unterhemd lasse ich deshalb in der Tüte.

Auf den Bock und los. Meine Uhr spinnt, dazu kommt ein Bedienungsfehler meinerseits. Eine genau Auswertung über die Rad- und Laufzeit habe ich deshalb leider nicht. Im weiteren Verlauf kann ich mich nur an der Startzeit 9.15 orientieren, und hoffen, daß die Uhr genau gestellt ist. Es geht Richtung Dechsendorf, Hessdorf. Der Wind bläst von vorne. Es rollt überhaupt nicht. Kaum mal über 30. So'n Scheiß!
Km14. Vor Buch geht es runter. Am Ende eine scharfe Rechtskurve bei nasser Fahrbahn. Mit 50 km/h schieß ich runter auf die Kurve zu und konzentriere mich auf das nächste Manöver.
Klatsch! Ein Insekt schlägt in meinem Gesicht auf. Keine Sekunde später kribbelt es oberhalb des Linken Knies. Es sticht! Eine Wespe hinterläßt mir Ihren pochenden Stachel knapp oberhalb des linken Knies und verabschiedet sich in die Atmosphäre. Auf dem Tacho stehen nach wie vor 50 km/h. Ich bremse. Ich komme in der Abfahrt zum stehen, schmeiß mein rad in den Graben und "operiere" mir den Stachel raus. Danach sauge ich die stelle mit dem Mund aus und spuck den Mist in den Graben. Das hat ein Imker mit mir mal als kleines Kind gemacht, als mich eine Biene in den Hals gestochen hat und es hat sehr positive gewirkt. Ich fahr weiter. Mit 13 km/h um die gefährliche Kurve. Ich bin frustriert und halte bei einem Haus vor dem ein alter Mann und eine Frau auf einer Bank sitzen und die Sportler anfeuern. Ich klage mein Leid und Frage nach einer Zwiebel, da das helfen soll - hab ich gehört. Die Frau rennt los, als hätte sie die ganze Zeit auf dem Startblock der 100m-Bahn gewartet. Die Frau verschwindet im Haus.
Der Opa schreit plötzlich "Messer, Messer".
Ich: "Nö, da wird fei nix rausgeschnitten!"
Opa: "Naaa, für die Zwiebel"
Die Frau kommt angerannt. Natürlich hat sie ans Messer gedacht.
Ich reibe die halbe Zwiebel auf der Stelle des Stichs.
Die Frau sagt in einem Geistesblitz "Fenistil!" und sprinted wieder los.
Der Opa sagt nix mehr.
Fenistil kommt. Ich schmier es drauf und fahr nach einem herzlichen Dankschön frustriert weiter. Bei meinem letzten Wespenstich hatte ich ein Blutvergiftung.
Außerdem reagiere ich auf Insektenstiche ziemlich heftig. Es wächst! Oberhalb der linken Kniescheibe wächst eine weitere. Ich fahre aufrecht gut 20 km/h. Frusttempo.
"Was wenn sich das Gift jetzt durch die sportliche Betättigung im ganzen Körper verteil?" Es erscheint mir am sinnvollsten die erste von zwei Runden zu Ende zu fahren und auszusteigen.
km19 und ca. 10 Minuten später: Ich faß den Lenker wieder unten an, oder lege mich auf den Triaaufsatz. Der untere Teil des Linken Oberschenkels tut weh und brennt, aber es läßt sich trotzdem angenehm treten. Einige Leute die bei meiner "Knielutschaktion" vorbeigerauscht sind, kommen wieder näher. Dazu Rückenwind. Es läuft eigentlich wieder besser. Ich fasse wieder Mut. Am Heppstädter "Berg" zahlen sich meine Höhenmeter aus Frankreich aus. Neben der Verpflegung kann ich dort auch ein paar Konkurenten kassieren. Im weiteren Verlauf zieren oft Werte um 40 km/h meinen Tacho.
Ich probiers! Die nächste Runde fahr ich auch noch. Dann sehe ich weiter.
Es regnet, aber "das meiste fällt daneben" und "außerdem kommt ja keine Salzsäure vom Himmel gefallen". Zwei Sprüche, die mir eine schmunzelnde Gleichgüligkeit ins Gesicht zaubern.
Einzig die naßen Socken gefallen mir nicht. Ich bestelle noch in der 1.Runde trockene bei meinem Bruder per Zuruf.
Die zweite Runde auf dem Rad läuft hervorragend. Die dritte Knieschweibe ist wieder verschwunden. Trotz Regenschauer und heftigem Wind macht es Spaß, da ich schneller fahre als auf der ersten Runde, dazu rund und kraftvoll treten kann. Was hat mir die Wespe injiziert? Oder ist es das Adrenalin, was durch den Vorfall ausgeschüttet wurde? ;-)) Egal. Alle Zweifel sind ausgeräumt. Ich werde meinen ersten Mitteltriathlon nach Hause laufen.

Der Wechsel Rad-Laufen klappt reibungslos. Die trockenen Socken sind eine Wohltat. (Alles Erfahrungen fürs nächste Mal ;-)
Nach einem Kilometer wartet wieder das Trio Dani, Dag, Stefan auf mich, spendet Beifall und weckt Motivation. Ich laufe einen Puls von 160. Mein Tempo weiß ich nicht, da ich erst bei km 6 das erste mal eine Markierung sehe, aber ich habe ein gutes Gefühl.
Vom Wechsel ins Stadion, danach in den Wald, Stadion, Wald, Stadion, Ziel. So ist die Strecke beim Laufen. Mein anderes Motivationstrio, bestehend aus Vater, Bruder und Neffe, hat sich an dem Knotenpunkt stationiert.
Ich fühle mich super. Der Boden im Wald ist matschig. Es gibt sehr viele Verpflegungsstellen. Ich nehme immer ein halben Becher Cola und Wasser. Letzteres hauptsächlich zum reinigen ;-)

Ich, in der Mitte, an einer Verpflegungsstelle

Es läuft super. Seit dem ich die Kilometer marken entdeckt habe, weiß ich auch mein Tempo. Ich laufe meistens knapp unter 4:30 min/km. Ab und zu um 4:15. In dem Bereich des Feldes, bin ich damit fast der Schnellste. Von zwei Leuten werde ich über
holt. Einen überhol ich wieder. Ansonsten kassier ich.
km 13 13.44 Uhr laut meiner Uhr: Ich fange das rechnen an
4,5 min/km * 7 km = 31,5 min.
Puhh, das wird knapp um die 5h zu knacken. Da sind dann auch noch die 0,3 km, die ich in meiner Rechnung unterschlagen habe. Einen Versuch ist es wert.
Hebel auf den Tisch, Zähne bläcken, komisch schluchtzen.
Wenn's nicht ordentlich weh tut, ist es nicht alles! Es fängt an ordentlich weh zu tun!
Ich kämpfe mich von km zu km. Der einzige anwesende Gegner ist mein innerer Schweinehund. Irgendwo dranhängen ist nicht. Beim Stadioneinlauf ist mein Puls auf 170. Für mich nahezu Anschlag, auf jedenfall nahe am sauer werden.
Ich bekomme ein Finisher Lächeln zusammen und erfreue mich der Nennung Meines Namens durch den Stadionsprecher. Ich drücke ab. Meine Uhr zeigt 14.17. Naja, vielleicht geht meine Uhr falsch und ich habe es geschafft. Nachdem ich mich verpflegt, geduscht und mit einigen anderen Athelten/innen ausgetauscht habe, finde ich eine frische Ergebnisliste an einer Pinnwand.
5:01:26 steht bei mir. Scheißegal, meinem Finisherlächeln tut dies keinen Abbruch. Angesichts der Witterung und den anderen Umständen bin ich super glücklich. Es hat mal wieder sehr viel Spaß gemacht

edit ... Uiiii, sehe gerade, die Ergebnisse sind Online.
Schwimmen 0:45:41 -> :-))
Radfahren 2:42:35 -> wow, das überrascht. Schnitt 29,5 km/h, obwohl beide Wechsel und die Wespengeschichte da drin ist. :-))
Laufen 1:33:10 -> schnitt 4:35 min/km. Da bin ich doch ein bißchen enttäuscht. Waren wohl die ersten 6 km, wo ich ein bißchen langsamer war. ;-) So das war's. Kurz berichtet ;-)

Und die Woche schreib ich hoffentlich noch Folge II von "Isch kauf mir ein Baguette".
Vielen Dank allen Beteiligten für die Unterstützung.


Viele Sportsgrüße
b-l-a-u

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Dienstag, 1. August 2006

Ich kauf mir ein baguette ... Folge 1

Ich war ne Woche in Frankreich.
Relaxen, Radsport, Rennrad fahren.

Es ist zwar schon wieder eineinhalbwochen her und ein paar Erinnerungen sind vielleicht schon wieder weg, aber macht ja nix. Tu ich nicht soviel schreiben. Auch gut ;-)

Nach 2004 bin ich zum zweiten mal mit meinem Bruder in den kleine Ort Allemont gefahren um zu entspannen, die Tour de France zu schauen und um selbst diese herrliche Landschaft auf dem Rennrad zu geniesen (soweit es der Anstrengungsgrad zulies ;-) Der Ort ist ca. 40km von Grenobel entfernt liegt im Tal 8km vor Bourg d'Oisans, dem "Fuß" von l'Alpe d'Huez. ...
Dort gibt es in der Höhe von 712m einen einfachen, sauberen, ruhigen und sehr freundlichen Campingplatz auf dem wir es uns mit dem Womo gemütlich machten.

Sechs volle Tage haben wir das angenehme Wetter genutzt. Im Gegensatz zu Deutschland hatten wir in den Nächten angenehme 12°C. Zwei, drei Abendgewitter, aber ansonsten Tagsüber viel Sonnenschein mit Temperatur um 30°C. Wunderbar.
Am Ende der Woche zeigte mein Kombikilometerzähler 467,1km.
Der Höhenmesser blieb bei insgesamt 12015m stehen.

Um es vorweg zu nehmen:
Unser Doping bestand u.a. aus Reis, Langspätzle (so heißen die langen Nudeln jetzt nach der letzten Fußball-WM ;-), Baguettes, pair au chocolate, Magnesium, Linsensuppe und Weißbier.

Am Samstag abend kamen wir an und am Sonntag haben wir unsere erste Tour unternommen.
Da Bekannte am frühen Nachmittag Ihr Arpartment in l'Alpe d'Huez (AdH) beziehen sollten, beschlossen wir am Vormittag gegenüberliegend ein kleines Tal hoch zu fahren um uns den Col d'Ornon (1371m) anzusehen.



Auf der Abfahrt zurück nach Bourg d'Oisans (BdO) ereilte uns auch die erste Panne in Form eines Snakebites. Schuld war ein Schlagloch welche nicht selten vorkommen, aber durch die freundlich Unterstüzung eines netten Australiers in Form einer Standpumpe haben wir den Schaden schnell behoben und konnten nach kurzer Zeit das erste Mal den Anstieg nach AdH (1850m) in Angriff nehmen.

Länge: 13,8 km
Höhenunterschied: 1060 m
Mittlere Steigung: 7,9%
Maximale Steigung: 14%
Um ca. 14:30 sind wir oben angekommen. Nach je einem halben Hahn und Baguette später haben wir unsere Bekannten vor dem Rathhaus getroffen. Und nach einem Kaffee stand fest, daß wir am nächsten Tag wieder nach AdH klettern wollten, um zusammen weiter eine kleine Runde über den Col de Sarenne (1999m) zu fahren.

Gesagt, getan.
Am Sonntag standen letzendlich 67,4km und 1870Hm auf dem Tacho.
Die ausgemachte Tour über AdH und Col de Sarenne am Montag war von der Strasse her gerade so mit dem Rennrad befahrbar, bestach aber mit einer wunderschönen Natur und ging mit 68,4km und 1705Hm in die Trainingsbücher ein.




Neben der Natur war ein anderes Highlight dieser Tour, daß wir an der mittlerweile von Fans belagerten Strecke teilweise mit einer Promigruppe von T-Mobile hochgefahren sind. Dabei waren u.a. der Tourteufel, Didi Senft, Dorkas Kiefer und als Leader der ehemalige Radprofi und wahrscheinlich zukünftige Schwager von Jan Ullrich, Tobias Steinhauser. Letzterer wird auch im Zusammenhang mit Ulles Niedergang genannt. Bei der Frage nach einem gemeinsamen Foto, welches einer der Aushilfspromis machte (mir war er zumindest nicht bekannt ;-), hat der Allgäuer einen sehr nette Eindruck hinterlassen.


Abends bin ich dann noch knappe 14km um den Allemont Stausee gelaufen.

Am Dienstag haben uns ein weiteres Mal die Pneus über Villard Reculas nach AdH hochgetragen. Diesmal stand aber das Zuschauen beim Radsport im Vordergrund, denn bei der 15. Touretappe stand die Bergankunft in l'Alpe d'Huez im Mittelpunkt.


Nach der Mittagszeit erwartete uns eine leckere Baguettevesper im Appartment unserer Bekannten, welches im Verlaufe des frühen Nachmittags ins Verfolgen der bereits im TV laufenden Etappe überging.
Nachdem passieren des Col du Lauteret machte wir uns auf, um ein schönes Plätzchen im Größten Sportstadion der Welt zu ergattern. Oberhalb der ersten Kehre (letzte vor dem Ortseingang) konnten wir in vier weitere Kehren einblicken, hatten einen offenen Blick auf die gerade Straße nach AdH, sowie ein großes, schwarzes Zelt am Fels in Reichweite, welches mit Generator, Satelittenfernseher und Beamer (!!!) ausgestattet war.





Auch hier war uns also ein topaktueller Rennstand geboten und es war wiedermal ein großartiges Spektakel, wie leidenschaftlich der Radsport von den Fans gefeiert wird.
Zunächst die beiden Spitzenreiter Cunego und Frank Schleck. Der entscheidende Angriff des Luxemburger geschah fast vor unserer Nase. Etwas später kam die Gruppe der Favoriten mit Klöden und Landis. Auch das war sehr spannend, da hier noch einiges passiert war. Nachdem betrachten des endgültigen Finales auf dem Beamer und und dem Anfeuern von Peloton und Grupetto machten wir uns wieder auf den Weg in den Ortskern. Bei einem kurzen Ausflug durch das Mediendorf der TdF konnten wir das Studio des ZDFs beobachten, wo Udo Bölts und Rudi Cerne gerade ein Interview mit dem Etappensieger Fränk Schleck machten und Rolf Aldag gerade vor uns aus dem Container stieg.


War auch ganz interessant, aber dann machten wir uns schleunigst auf den Heimweg da sich ein Gewitter durch unglaubliches lautes Donnern ankündigte.
Außerdem wartete der grill, um uns eiweishaltige poweriegel aufzubereiten.


Bilanz vom Dienstag 45km und 1220Hm.

Das war Teil 1. Fortsetzung folgt ...

Gute Nacht (0.17)
b-l-a-u

Buchstabendosis erhoehen ...